Lords Of Chaos (OmU)

Die Verfilmung des genialen, gleichnamigen Sachbuches von Michael Moynihan und Didrik Soderlind konzentriert sich größtenteils auf die Geschichte der Band Mayhem und im Besonderen auf die Geschichte seiner Hauptfigur: Die des Bandleaders Euronymous.

 

Dabei macht der Film vieles richtig: Die Figuren sind keine unsympathischen Misanthropen, sondern einfach nur jugendliche Chaoten, die sich ihre eigene, völlig neue Nische gesucht haben und denen irgendwann - mal gewollt, mal unabsichtlich - das Leben komplett entgleitet. Dabei sind die Jungs ihres eigenen Untergangs Schmied und man sieht ihnen dabei zu, wie sie sich Stück für Stück vom eigenen Dasein, von ihrer Heimat, ihrem Elternhaus, ihrem Leben entfremden.

Auch machen die Schauspieler ihre Sache richtig gut! Allen voran Rory Culkin, der als charismatische Hauptfigur im Mittelpunkt der Ereignisse steht und Dreh- und Angelpunkt ist, für alles, was um ihn herum geschieht.

 

Der Film macht aber auch einiges falsch: So kommt etwa jedes Mal, wenn etwas Schlimmes passiert, bedeutungsschwangere Musik auf, die uns als Zuschauer die Traurigkeit und Drastik dieser Ereignisse verdeutlichen soll. Das braucht es aber gar nicht. Hier wäre weniger mehr gewesen. Auch werden zu viele Klischee-"Erklärungen" feilgeboten: Varg, der dickliche, von keinem respektierte Outsider, der sich nur "der Welt beweisen" will; Dead, der bereits als Kind gemobbt wurde und sich seitdem in depressiven Schüben ergibt; Euronymous, der ja eigentlich nur viel redet und es doch eigentlich gar nicht ernst meint; usw.

 

"Lords Of Chaos" kommt mit einer vehementen und konsequenten Drastik daher, die man nicht alle Tage im Kino zu sehen bekommt. Der blutige und in seiner Einsamkeit kaum zu überbietende Suizid Deads ist ein in Zelluloid verewigtes Mahnmal, welches nicht anklagt oder verharmlost und das lange in Erinnerung bleiben wird. Leider wird die Motivation der einzelnen Täter nicht thematisiert und so tappt man nach "Lords Of Chaos" weiter im Dunkel, in das Mayhem uns führen. Das Buch geht hier deutlich weiter und stellt die unangenehmen Fragen, die sich der Film nicht zu stellen traut. Auch fehlt ein kritischer Umgang mit dem Thema Kirche und christliche Religion, deren Eindringen in Europa zwar keine der begangenen Taten rechtfertigt, jedoch sehr wohl der Grund für das Abdriften und die Entfremdung einer ganzen Jugend-(Sub-)Kultur ist. Auch hierbei gilt: Wer mehr wissen will, liest das Buch!

 

Außergewöhnlich! 8 von 10 Punkten!

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